The (Un)Wonted´s
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- Kapitel 1: Anfang
- Kapitel 2: Heimat
- Kapitel 3: Veranlagung
- Kapitel 4: Prüfung
- Kapitel 5: Sparring
- Kapitel 6: The (Un)Wonted’s
- Kapitel 7: Alltag
- Kapitel 8: Auftraggeber
- Kapitel 9: Aufbruch
- Kapitel 10: Login
- Kapitel 11: Mitternachtsausflug
- Kapitel 12: Auf dem Holzweg
- Kapitel 13: Lallende Barden
- Kapitel 14: Hausfrieden
- Kapitel 15: Verfolgungsjagd
- Kapitel 16: Flucht
- Kapitel 17: Gefragt-
- Kapitel 18: -Gejagt
- Kapitel 19: Herzschmerz
- Kapitel 20: Drachenfriedhof
- Kapitel 21: Bossraum
- Kapitel 22: Manaleum
- Kapitel 23: Existenz
- Kapitel 24: Reunion
- Kapitel 25: Logout
- Kapitel 26: Purgatorium
- Kapitel 27: The (Un)Wonted’s 2.0
- Kapitel 28: Aufstrebende Auftragnehmer
- Kapitel 29: Fischwanderung
- Kapitel 30: Mi Casa Es Su Casa
- Kapitel 31: Containerfestung
- Kapitel 32: Testo-Tango
- Kapitel 33: Initiationsritus
- Kapitel 34: Undercover
Kapitel 33: Initiationsritus
Heimat des Fortschritts, Progressia
Die vermeidlich endlos lang gewordene Entschuldigungsansprache von Schädelspalterin, fand wider Erwarten doch irgendwann ein Ende. Und als sich die Gemüter ein wenig beruhigt hatten, weihte Dicy sie in ihr weiteres Vorgehen ein. Oder besser gesagt, waren gerade alle auf dem Weg zurück ins Theater Hollywood, wo, weiß der Geier, was mit ihnen, inklusive Ralph, passieren sollte.
„Dir ist bewusst, dass V über unsere Mitbringsel nicht sonderlich erfreut sein wird, richtig?“, sagte Eddy.
„Ach was. Ich denke sogar, dass er mit meinem Plan höchst zufrieden sein wird!“, versicherte Dicy.
Kurz darauf kam die bunt zusammengewürfelte Reisegemeinschaft auch schon an. Sie öffneten die Tore des Gildengebäudes, liefen unverblümt am Pförtner, der nach wie auf seiner Pritsche lag, vorbei und hinterließen einmal mehr eine Schlammspur, welche, dank der höheren Anzahl an Füßen, deutlich üppiger ausfiel, als das letzte Mal.
„Es hackt wohl, oder was? In so einem Saustall kann doch niemand schlafen!“, schrie Markus, die Hand zur Faust geballt und in die Luft gerissen.
„Du sollst ja auch nicht schlafen, sondern aufpassen, dass keine ungebetenen Gäste hier hereinspazieren“, erklärte Dicy ihm erneut sein Aufgabengebiet.
„Außer euch kommt hier eh kein Schwein vorbei“, entgegnete er ihr und legte sich wieder hin. „Und euren Dreck könnt ihr dieses Mal schön selbst wegmachen!“, fügte er lautstark hinzu, nachdem sie bereits durch die Tür zum Saal getreten waren.
Im wiedergeborenen Bierstier war nicht mehr viel los, immerhin war es schon weit nach Mitternacht. Einzig die üblichen Verdächtigen, die ihre Sorgen bis zum Zapfenstreich in Alkohol ertränkten, saßen an der Bar und stützten sich bereits mit den Armen ab. So sollte es noch eine ganze Weile gehen, bis Terence sie irgendwann aus der Bar fegte und Feierabend machte. Unter ihnen befand sich auch ein sturzbetrunkener Fischmensch.
Unweit von ihnen, an einem der Rundtische, saß V, der gelegentlich an seinem Rotwein nippte und wie immer in seinen Büchern versank. Eddy nahm neben ihm Platz, legte die Beine auf dem Tisch ab, begann mit seinem Stuhl zu kippeln und aus seiner Kürbisflasche zu trinken.
„Na, wieder da? Wie lief …“, grüßte V seinen Gefährten, ohne aus seiner Lektüre aufzusehen.
Mitten im Satz schaute er dennoch nach oben, da ihm unweigerlich die Gruppe von Leuten um ihn herum auffiel.
„Was ist denn hier los?”, wunderte er sich. „Ist das nicht Ralph?“
In ihm quollen hunderte Fragen auf, doch bevor er eine Einzige von ihnen beantworten oder stellen konnte, stieg Dicy kurzerhand auf einen der Tische und begann einer ihren vielen Reden.
„Liebe Gildenmitglieder, verehrte Gäste des Hauses … Bark … ich möchte euch im Theater Hollywood, dem Hauptquartier der (Un)Wonted’s willkommen heißen.“
Sie hob einen Bierkrug in die Luft, den sie sich vorab organisiert hatte und leerte ihn in einem Hieb.
„Wir alle haben uns heute hier versammelt, um ein paar neue Gesichter in unserem Kreis aufzunehmen. Obwohl wir in der Vergangenheit …“
Als Erstes dämmerte es V, dann Eddy und schließlich Ralph und Schädelspalterin, was sie hier gerade vorhat.
„Halt mal, Moment!“, unterbrach der Gildenmeister. „Du kannst nicht einfach so Verbrecher rekrutieren, schon gar nicht, ohne das vorher mit uns abzusprechen!“
„Das mach’ ich doch gerade“, antwortete sie nüchtern. „Außerdem sind wir strenggenommen auch gesuchte Verbrecher.“
„Da hat sie ‘nen Punkt“, beteiligte sich Eddy nickend.
„Das ist ja wohl was anderes! Wir … wir …“
V verschlag es glatt die Sprache. Vermutlich war dies genau Dicy’s Ziel, indem sie ihn eiskalt mit so einer verrückten Idee überrumpelte. Jedoch war von diesem Gedanken noch jemand ganz und gar nicht überzeugt.
„Nur über meine Leiche!“, winkte sturer Bock Ralph ab.
Er drehte sich um und wollte das Theater direkt verlassen, allerdings traf ihn ein Bierkrug am Hinterkopf, noch bevor er den ersten Schritt ging.
„Das lässt sich problemlos einrichten, du schmieriger Gnom!“, drohte Dicy.
Sie nahm gerade ein frisch gezapftes Bier entgegen, welches Terence ihr freundlicherweise an den Tisch brachte.
„Warum nicht. Je mehr, desto besser!“, muhte der Bulle.
„Ha!“, Dicy zeigte mit dem Finger auf den Barkeeper. „Du bist mein Mann!“
Dann krachte Bark rückwärts von seinem Stuhl am Tresen und lag, wie ein Käfer, hilflos auf dem Rücken.
„Bark akzeptiert deinen Vorschlag!“
Dicy’s Finger zog von Terence weiter zum Fischmenschen.
„Du hast hier nichts zu melden, halt den Rand!“
„Wieso nicht?“, willigte auch Eddy schulterzuckend ein.
Nun zeigte Dicy auf den Supie.
„Genau meine Rede!“
Ihr Finger wanderte ein kleines Stück weiter.
„Also, was ist mit dir?“
V hingegen schüttelte verzweifelt den Kopf und stieß einen lauten Seufzer aus.
„Hören wir uns doch erst mal an, was die Rekruten selbst davon halten“, schlug V vor, hoffte insgeheim aber, dass sie vehement ablehnen würden.
Indes knieten Schädelspalterin und ihre Gang bereits auf dem Boden, die Köpfe auf den gefalteten Händen abgelegt und nur auf diesen Moment wartend.
„Hiermit geloben wir euch, den (Un)Wonted’s, die ewige Treue, unbeugsame Loyalität und eisernen Gehorsam, auf dass ihr uns unsere Sünden irgendwann vergeben könnt“, schworen die Vier gemeinsam.
Dicy griente unterdessen über beide Ohren.
„Na, wie klingt das, hä?“
V antwortete nicht auf Dicy’s hämische, provokante Frage. Er rieb sich lediglich müde die Augen und wandte sich Ralph zu, welcher sich schmerzerfüllt die Rübe rieb.
„Was ist mit dir?“
„Ich gelobe überhaupt nichts!“, regte er sich auf. „Wenn, dann stelle ich Forderungen, bevor ich eurem traurigen Verein beitrete.“
„Und wie lauten die?“, wollte V, ungeachtet seines schwindenden Interesses, wissen.
„Zuallererst einmal möchte ich meine Aktivitäten auf dem Schwarzmarkt uneingeschränkt fortführen, schließlich habe ich einen Ruf zu wahren. Zudem brauche ich einen Rückzugsort, eine Art Büro, in dem ich ganz für mich sein kann. Und zu guter Letzt …“
Er wurde für eine Sekunde von Dicy unterbrochen, die ihm ein unmissverständliches Signal gab, indem sie mit ihrem Daumen ihre Kehle entlangfuhr.
„U-u-und zu guter Letzt …“, stotterte er, während er sich unterwürfig verbeugte. „… Habe ich natürlich nur Spaß gemacht! Ich wollte euch natürlich ebenfalls die ewige Treue, Loyalität und was ihr euch sonst noch so wünscht, schwören.“
„Na bitte!“, sagte Dicy und klatschte anschließend zufrieden in die Hände. „Jetzt, wo das geklärt wäre, bleibt nur noch eins zu tun!“
„Eine Bewährungsprobe, richtig?“, vermutete Schädelspalterin.
„Ein Mitgliedsbeitrag, nicht wahr?“, schwante Ralph.
„Gar keine schlechten Ideen!“, kratzte sich Dicy am Kinn.
„Quatsch! So läuft das bei uns nicht“, erklärte Eddy ihnen die Hausregeln.
Dabei nahm er gerade ein Tablett mit Bier von der Theke und ging zurück zu den Anderen. Dicht gefolgt von Terence, welcher ein weiteres Tablett mit Schnäpsen zu ihnen brachte und sich dazustellte.
„Wir sind wesentlich einfacher gestrickt als irgendwelche anderen Gilden, die ihr auf Progressia finden werdet“, fügte V hinzu, der bereits ein Shotglas in die Luft hielt.
Die Schädelspalter-Crew und Ralph tauschten ein paar ungläubige Blicke miteinander aus und zögerten, bevor sie mit den (Un)Wonted’s anstießen.
„Und ihr seid euch sicher, dass ihr uns bei euch aufnehmen wollt?“, hakte Schädelspalterin nach.
„Braucht das nicht irgendwie eine Vertrauensbasis, oder so?“, kommentierte Ralph.
„Jetzt stellt euch nicht so an!“, meckerte Dicy, die Arme in die Hüfte gestellt. „Wir fühlen uns, zumindest ein klitzekleines bisschen, verantwortlich für eure Misere. Also lasst uns euch aus ihr hinaushelfen.“
„Außerdem brauchen wir ohnehin mehr Leute!“, schloss sich V, wenn auch nicht vollends überzeugt, seiner Vorrednerin an.
„Cheers, Freunde!“, beendete Eddy die Diskussionen und ließ die Feierlichkeiten beginnen.
Und sie sollten bis in die frühen Morgenstunden andauern. Sie tranken, sie lachten, sie stritten, sie zerschlugen Krüge und teilweise auch Mobiliar. Alles in allem ein völlig normaler Abend im Theater Hollywood.
Eddy forderte irgendwann Schädelspalterin, welche übrigens auf den Namen Oxana hörte, zum Armdrücken heraus. Dicy und Ralph stellten Hypothesen und Theorien für verschiedensten technischen Firlefanz und mechanische Spielereien auf. V tauschte sich mit Terence über das herrliche, vollmundige Bouquet seines frisch gelieferten Weißweins aus. Bark lag schon längst bewusstlos unter einem der Tische und wurde von Oxana’s Jungs angemalt. Und selbst Markus schloss sich der Party an, auch wenn er sich nur mitsamt seiner Liege unter den Zapfhahn teleportierte.
So oder so war es ein gelungener Willkommensgruß für die neuesten Mitglieder der (Un)Wonted’s.
In den Tagen und Wochen danach richteten sie sich dann erst einmal vernünftig ein.
Schädelspalterin und ihre Gang zogen in die ehemaligen Räume des Hausmeisters, welche sich direkt links vom Haupteingang, gegenüber von Markus’ Stübchen, befanden. Eine Tür weiter war früher eine Abstellkammer, welche ebenfalls zu ihnen gehörte und schon bald einen ähnlichen Zweck erfüllte. Die Gruppe rund um Oxana übernahm nämlich jegliche Tätigkeiten rund um das Putzen, das Handwerkern und reparieren, sowie alle kommenden Ausbauten des Gebäudes. Natürlich unter der fachmännischen Leitung von V.
Ralph wiederum erlitt einen halben Herzinfarkt, nachdem er sich den armseligen Zustand von Dicys Werkstatt auf der Bühne angeschaut hatte. Angefangene, aber nie fertiggestellte Projekte stapelten sich, das Werkzeug war nicht nur breitflächig verstreut, sondern auch in miserablen Zustand und Gebrauchsanweisungen, Bau- und Schaltpläne sowie Sicherheitshinweise lagen überall herum, sodass man keinen Schimmer hatte, was wohin gehörte.
Jedenfalls richteten sie sich gemeinsam im Backstagebereich ein, nachdem dieser zum Teil freigelegt wurde. Auf der rechten Seite gab es ohnehin einmal einen Bereich, indem das Bühnenbild vorbereitet und Dekorationen zusammengeschustert wurden.
So dauerte es keinen Monat, bis die neuesten (Un)Wonted’s in die Reihen der Alten integriert waren und jeder seinen eigentlichen Aufgaben nachgehen konnte.
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- Kapitel 1: Anfang
- Kapitel 2: Heimat
- Kapitel 3: Veranlagung
- Kapitel 4: Prüfung
- Kapitel 5: Sparring
- Kapitel 6: The (Un)Wonted’s
- Kapitel 7: Alltag
- Kapitel 8: Auftraggeber
- Kapitel 9: Aufbruch
- Kapitel 10: Login
- Kapitel 11: Mitternachtsausflug
- Kapitel 12: Auf dem Holzweg
- Kapitel 13: Lallende Barden
- Kapitel 14: Hausfrieden
- Kapitel 15: Verfolgungsjagd
- Kapitel 16: Flucht
- Kapitel 17: Gefragt-
- Kapitel 18: -Gejagt
- Kapitel 19: Herzschmerz
- Kapitel 20: Drachenfriedhof
- Kapitel 21: Bossraum
- Kapitel 22: Manaleum
- Kapitel 23: Existenz
- Kapitel 24: Reunion
- Kapitel 25: Logout
- Kapitel 26: Purgatorium
- Kapitel 27: The (Un)Wonted’s 2.0
- Kapitel 28: Aufstrebende Auftragnehmer
- Kapitel 29: Fischwanderung
- Kapitel 30: Mi Casa Es Su Casa
- Kapitel 31: Containerfestung
- Kapitel 32: Testo-Tango
- Kapitel 33: Initiationsritus
- Kapitel 34: Undercover