The (Un)Wonted´s
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- Kapitel 1: Anfang
- Kapitel 2: Heimat
- Kapitel 3: Veranlagung
- Kapitel 4: Prüfung
- Kapitel 5: Sparring
- Kapitel 6: The (Un)Wonted’s
- Kapitel 7: Alltag
- Kapitel 8: Auftraggeber
- Kapitel 9: Aufbruch
- Kapitel 10: Login
- Kapitel 11: Mitternachtsausflug
- Kapitel 12: Auf dem Holzweg
- Kapitel 13: Lallende Barden
- Kapitel 14: Hausfrieden
- Kapitel 15: Verfolgungsjagd
- Kapitel 16: Flucht
- Kapitel 17: Gefragt-
- Kapitel 18: -Gejagt
- Kapitel 19: Herzschmerz
- Kapitel 20: Drachenfriedhof
- Kapitel 21: Bossraum
- Kapitel 22: Manaleum
- Kapitel 23: Existenz
- Kapitel 24: Reunion
- Kapitel 25: Logout
- Kapitel 26: Purgatorium
- Kapitel 27: The (Un)Wonted’s 2.0
- Kapitel 28: Aufstrebende Auftragnehmer
- Kapitel 29: Fischwanderung
- Kapitel 30: Mi Casa Es Su Casa
- Kapitel 31: Containerfestung
- Kapitel 32: Testo-Tango
- Kapitel 33: Initiationsritus
- Kapitel 34: Undercover
Kapitel 16: Flucht
Das Abenteuerkönigreich Fantasia
Obwohl Fantasia schon längst nicht mehr Spielplatz der Menschen war, hielten seine Bewohner an einigen der damaligen Besonderheiten fest. So wurde das Können, die Fähigkeiten und sogar physische sowie psychische Spezifika nach wie vor in Level gemessen. Die mit Abstand beliebtesten und nützlichsten Features waren jedoch das Überprüfen des eigenen Zustands mithilfe des nutzerfreundlichen Statusbildschirmes und das allseits bekannte, grenzenlose Inventar.
Andere Mechaniken mussten allerdings weichen, damit eine Verbindung zur Realität geschaffen werden konnte. Daher wurden etwaige Schnellreisesysteme entfernt und von Kutschen, Pferden und Ballons ersetzt. Natürlich hätte man auch Flugautos oder Teleporter aus Progressia importieren können, doch die stolzen Zwerge wollten diese technischen Meilensteine selbst erreichen.
Der wichtigste Punkt für Besucher war jedoch, dass man bis heute keine Möglichkeit fand, den unumstrittenen Favoriten aller Funktionen, den Respawn, erneut zu implementieren.
Kurz bevor Eddy die Kontrolle verlor, landete V neben dem unbeteiligten Bark, welcher nur gelegentlich durchgekommene Soldaten mit der flachen Hand beiseite schlug. Mit der Anderen popelte er seelenruhig in der Sägenase und sein Vierzack steckte vor ihm im Boden.
„Du hast wohl kein Interesse daran, von hier zu entkommen?”, fragte V
„Doch”, antwortete Bark trocken.
„Machst nicht den Eindruck, ehrlich gesagt.”
V stand erschöpft auf und versuchte seinen Kampfstab vor sich zu materialisieren. Ein paar Mal flackerte er auf, er hielt ihn sogar kurz in den Händen, doch er ist sofort wieder erloschen.
„Shit!”, fluchte er.
„Bark arbeitet schon an Flucht”, grinste der Fischmensch und deutete mit einem Finger über sich.
V schaute nach oben, doch erkannte zuerst nichts. Dann sah er, weit über den Reihen der Magier, einen gewaltigen, schwebenden Wasserball.
„Was zum …?”
„Hol’ lieber schnell Freunde her.”
In dieser Sekunde begann der Wasserball in sich zusammenzubrechen und gewaltige Wassermengen stürzten vom Himmel.
Nachdem Eddy eine der Wachen … ähm, schlafen gelegt hatte, griffen ihn zunächst nur die beschworenen Elementare an. Wenn ein Feuergeist nach ihm schlug, fing er die Faust, zog sie ruckartig zu sich und hämmerte einfach durch das magische Wesen hindurch. Dutzende Wurzeln, gedeiht, nachdem ein Waldgeist sie gerufen hatte, versuchten ihn stillzuhalten. Vergebens.
Problemlos verteidigte er sich gegen all die konzentrierten Angriffe, welche Elementare, Magier und Bogenschützen auf ihn feuerten und riss die Wurzeln dabei einfach heraus.
„Kommt sofort hier her! Beeilt euch!”, schrie V plötzlich.
Dicy hörte ihn und wollte bereits zu ihm rennen. Eddy hingegen schien, als wäre er überhaupt nicht anwesend, in Trance, irgendwie ferngesteuert.
„Verdammt, hörst du schwer, oder was?”, zischte sie.
Doch selbst, nachdem sie zu ihm eilte und mit aller Kraft an seinem Arm gezogen hatte, bewegte er sich keinen Millimeter.
„Tut mir leid, Kumpel”, flüsterte sie.
Dann versuchte sie ihn mit einem Überschall-Karatehieb gegen den Nacken K.O. zu schlagen. Ohne überhaupt hinzusehen, so, als würde er drohende Gefahren spüren können, fing er Dicys Attacke und drehte sich langsam zu ihr um. Gleichzeitig haute Robb dem Supie eine Spritze mit Beruhigungsmittel in den Fuß, deren Dosis locker ausreichte, um ein Rudel Lindwürmer lahmzulegen. Augenblicklich sackte Eddy in sich zusammen, der dunkle Nebel verschwand und schnarchend drohte er, in den Dreck zu fallen.
Noch während seinem Fall fing Dicy ihn, startete das Jetpack und rauschte mit voller Kraft in die Richtung von V und Bark.
„Haltet sie auf! Sie darf ihre Komplizen nicht erreichen!”, bemerkte der Befehlshaber und instruierte umgehend seine Männer.
Daraufhin stellte sich ein Trupp mit Turmschilden und schweren Plattenrüstungen, wie eine Mauer, in ihren Weg.
Dicy beschleunigte weiter und weiter, anstatt von ihren Hindernissen abgebremst zu werden. Als sie den Wall der schweren Infanterie bemerkte, feuerte sie mit einem explosiven Geschoss auf die Verteidigung. Dieser kurze, aber heftige Aufprall sorgte für genügend Verwirrung, um mit hochgefahrenem Schild und absurder Geschwindigkeit durch sie hindurchzubrechen.
Sie erreichten ihre Gefährten in der Sekunde, als die enormen Wassermassen auf die Vier herunterprasselten. Kurz darauf war der gesamte Platz überflutet und spülte die zu Boden gegangenen Soldaten hinfort. Die Anderen kämpften gegen den Strom und legten ihr gesamtes Gewicht hinein, um nicht von ihm mitgerissen zu werden. Minutenlang stürzte dieser magische Wasserfall aus dem Himmel und die Leute befürchteten bereits, in Zukunft mit ihm leben zu müssen. Magier errichteten schützende Deiche, damit nicht die ganze Stadt geflutet werden würde und Bewohner schleppten Sandsäcke zum Ort des Geschehens.
Irgendwann, als endlich kein Wasser mehr auf unsere Gruppe stürzte und ihre ursprüngliche Position wieder sichtbar war, fehlte von ihnen jede Spur, einzig Bark’s Vierzack steckte noch immer im Boden.
„Wo sind sie?”, schrie der Kommandant verzweifelt. „Sucht alles ab!”
Die Soldaten suchten den Platz ab, stapften durch den nun moorigen Boden und untersuchten das kniehohe, schlammige Wasser. Umsonst.
„Scheiße!”, fluchte ihr Befehlshaber. „Riegelt sofort die Stadt ab! Schickt Suchtrupps los, falls sie sie schon verlassen haben und lasst ihre Köpfe auf dem ganzen, verdammten Kontinent jagen! Die werden nicht weit kommen, verstanden?”
„Huuuhaaarr!”, brüllte seine Einheit.
Plötzlich begann der Vierzack zwischen den Wachen zu vibrieren. Erst ganz schwach, dann immer stärker. Mit einem Mal riss er sich selbst aus dem Boden, schoss in die Luft und sauste in den Wald.
„Und irgendjemand soll diesen beschissenen Dreizack oder was auch immer verfolgen!”, fügte er lauthals hinzu.
Ein paar Kilometer außerhalb Elfheims spuckte ein kleiner Tümpel Eddy, Dicy, V und Bark aus und warf sie ein paar Meter durch die Luft. Während der Fischmensch einen imposanten Vorwärtssalto vollführte, fest auf beiden Füßen landete und posierend einen Arm in die Luft streckte, krachten unsere Helden eher unsanft aufeinander. Noch während sie sich auseinander knoteten und versuchten aufzustehen, fing Bark seinen vorbeirasenden Vierzack und verbeugte sich zufrieden.
„Ta-Da!”, trällerte er.
„Meine Güte, Bark, das war ja der Oberhammer!”, staunte Eddy, der sich nicht an die jüngsten Ereignisse zu erinnern schien und überraschenderweise schon wieder putzmunter war.
„Bark’s Vierzack bringt Glück, wie Kleeblatt”, griente er.
„Gefällt mir, wo bekommt man so einen her?”, erkundigte sich Dicy, die gerade ihre Weste auswrang.
„Bark hat ihn in verfallenem Wassertempel gefunden.”
„So viele wird es davon nicht geben, nehme ich an.”
„Vermutlich nicht.”
Daraufhin kratzten sich Eddy und Dicy nachdenklich am Kinn.
„Leute, wir haben keine Zeit für Smalltalk”, unterbrach V, welcher nach wie vor fix und fertig war. „Nach uns wird gesucht. Wir müssen schleunigst weiter und raus aus Fantasia!”
„Du bist doch derjenige, der immer noch auf der faulen Haut rumliegt.”
„Horhorhor, faule Haut”, grunzte Bark. „Der war gut.”
Er krümmte sich vor Lachen, hielt sich den Bauch und schlug Dicy auf den Rücken, was sie ein ganzes Stück nach vorn beförderte.
„Na ja, eine Pause ist vielleicht gar keine schlechte Idee”, bemerkte V, als er auf dem Boden liegend die untergehende Sonne und den orangefarbenen Himmel betrachtete.
„Spitze, dann besorge ich schon mal etwas Feuerholz. Ihr könnt in der Zwischenzeit ja das Lager aufbauen”, schlug Eddy vor.
„Wie sollen wir das denn machen, wenn du die ganze Campingausrüstung dabei hast?”
„Ich hab sie nicht, V hat sie.”
„Quatsch! Ich dachte, Dicy hätte sie eingepackt.”
„Ich war nicht nochmal in der Höhle, nachdem ich pinkeln war.”
„Wir auch nicht!”, antwortete ein müder Magier und ein ratloser Supie synchron.
„Wir sind in aller Früh aufgebrochen, wenn mich nicht alles täuscht”, fügte Eddy hinzu.
„Also haben wir keine Schlafsäcke, Rationen oder sonst irgendwas?”, fragte die junge Techie mit entnervter Stimme.
Dann schauten sich die Drei abwechselnd in die Augen und hofften dabei, dass einer ihrer Kumpanen nur einen Scherz machte und doch noch jeden Moment die Schlafsäcke auspackte.
„Also Bark hat auch nichts dabei”, grinste der Fischmensch verblödet in die Runde.
Nichtsdestotrotz verbrachten die Vier eine wunderbare Nacht unter freiem Himmel. Eddy und Bark organisierten Feuerholz und sammelten Beeren, Pilze und Kräuter. Es gelang ihnen sogar, ein Reh, welches sie auf ihrer Tour entdeckten, zu erlegen. Zur gleichen Zeit errichteten Dicy und V ein provisorisches Camp. Während erstere aus ihren Metallresten einen Topf zusammenschusterte, zauberte letzterer mit seinen wiederhergestellten Kräften eine magische Barriere, welche das Feuer und den Rauch vor Spähern versteckte.
Sie aßen einen überaus leckeren Eintopf und erzählten sich irrsinnige und gruselige Geschichten am wärmenden Feuer. Die Truppe schlief auf grünem, weichem Moos und gab den wenigen Sternen, die durch das dichte Blattwerk zu erkennen waren, witzige Namen. Irgendwann holte sie die Erschöpfung ein und man schlief tief und fest in jener Nacht.
Am nächsten Morgen wurde alles abgebaut, sorgfältig darauf geachtet, keine Spuren zu hinterlassen und sich zügig auf den Weg gemacht.
Bark blieb allerdings an Ort und Stelle stehen, als Dicy und die Anderen aufbrechen wollten.
„Was ist? Kommst du, Kumpel?”, lud Eddy ein.
„Bark hat nun, was er braucht. Bark wird jetzt Weltraumpirat.”
„Dann wünschen wir dir alles Gute!”, lächelte V.
„Das wünscht Bark euch auch.”
„Falls du mal nicht weiter weißt, komm nach Progressia und frag’ nach den (Un)Wonted’s“, sagte Dicy und winkte zum Abschied.
„Danke, Freunde, Bark wird das so machen.”
Damit trennten sich die Wege unserer Helden und ihrer merkwürdigen, aufregenden, kuriosen und gleichzeitig wunderbaren Begegnung namens Bark. Und wer hätte gedacht, dass sie nach ihren anfänglichen Startschwierigkeiten doch noch zusammenfinden und letztlich sogar als Freunde auseinandergehen würden?
Wer weiß, vielleicht sehen wir den liebenswerten Fischmenschen ja nochmal wieder. Bis es so weit ist, heißt es für die (Un)Wonted’s zuallererst:
„Auf zum Goldenen Hain!”
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- Kapitel 1: Anfang
- Kapitel 2: Heimat
- Kapitel 3: Veranlagung
- Kapitel 4: Prüfung
- Kapitel 5: Sparring
- Kapitel 6: The (Un)Wonted’s
- Kapitel 7: Alltag
- Kapitel 8: Auftraggeber
- Kapitel 9: Aufbruch
- Kapitel 10: Login
- Kapitel 11: Mitternachtsausflug
- Kapitel 12: Auf dem Holzweg
- Kapitel 13: Lallende Barden
- Kapitel 14: Hausfrieden
- Kapitel 15: Verfolgungsjagd
- Kapitel 16: Flucht
- Kapitel 17: Gefragt-
- Kapitel 18: -Gejagt
- Kapitel 19: Herzschmerz
- Kapitel 20: Drachenfriedhof
- Kapitel 21: Bossraum
- Kapitel 22: Manaleum
- Kapitel 23: Existenz
- Kapitel 24: Reunion
- Kapitel 25: Logout
- Kapitel 26: Purgatorium
- Kapitel 27: The (Un)Wonted’s 2.0
- Kapitel 28: Aufstrebende Auftragnehmer
- Kapitel 29: Fischwanderung
- Kapitel 30: Mi Casa Es Su Casa
- Kapitel 31: Containerfestung
- Kapitel 32: Testo-Tango
- Kapitel 33: Initiationsritus
- Kapitel 34: Undercover