The (Un)Wonted´s

Kapitel 18: -Gejagt

Das Abenteuerkönigreich Fantasia

Der Kontinent Fantasia war in vier große Reiche geteilt, welche gemeinsam die Fraktion der Fancies bildeten.
Im Süden auf mehreren Inseln, getrennt von der eigentlichen Landmasse, lebten die Menschen, das jüngste aller Völker.
Wer dann mit einem Schiff übersetzte, war schon im Reich der Elfen. Ihr Wald zog sich von der Küste im Südwesten, bis zum Drachenkamm, welcher den Kontinent in zwei Teile spaltete, im Norden.
Auf derselben Seite, weiter östlich, fand man das Reich der Zwerge. Dieses war weitestgehend abgeschottet vom Rest der Welt, da es in zerklüfteten, bergigen Gebieten lag und noch dazu größtenteils unter der Erde errichtet wurde.

Sobald man weiter gen Norden und damit auf die nördliche Hälfte des Kontinents ging, wartete zuerst die unendliche Wüste auf einen. Früher streiften hier, gezwungenermaßen, die ausgestoßenen Tiermenschen von Oase zu Oase und verbrachten ein Leben als Wandernomaden. Und das, obwohl ihre Nachbarn riesengroße, blutrünstige Sandwürmer waren, die definitiv nicht aus einem anderen Franchise gestohlen wurden. Wirklich!
Jedenfalls lag hinter der Wüste das Reich der Schatten, die Heimat der Dämonen, in welchem eine immerwährende Nacht herrschte.

V, Dicy, und Eddy machten sich zusammen mit ihrer Wegweiserin Nora und einem beachtlichen Vorrat an Whiskey, auf den Weg zum Drachenfriedhof. Die Laune war so gut, wie lange nicht und die Gruppe lachte und scherzte, während sie durch Eastwood schlenderte. Selbst Dicy hörte sich kommentarlos die Geschichten von Nora an, in denen es prinzipiell darum ging, wie viel besser früher alles war.
Als sie am Stadtrand ankamen, wurden sie Teil einer merkwürdigen Situation.

Zwei Männer standen sich, ein paar Meter voneinander entfernt, gegenüber. Sie schauten auf den Boden, die rechte Hand an der Hüfte und ihre Finger streiften abwechselnd den Griff ihrer Waffen. Minutenlang passierte überhaupt nichts. Minuten, in denen unsere Reisegemeinschaft Whiskey in sich hineinschüttete und mehr oder minder gespannt darauf wartete, dass etwas geschah. Und plötzlich geschah wirklich etwas! Ein Steppenläufer sauste zwischen den beiden Kontrahenten entlang und raste gegen die Wand eines Hauses.

In dieser Sekunde zog einer von ihnen sein Zepter, in dessen Krone ein rotes Juwel eingesetzt war und zielte damit auf den Mann, welcher sich vor Eddy und den Anderen befand. Der Feuerstrahl traf ihn frontal und drohte, ihn bei lebendigem Leib zu verbrennen. Doch anstatt Feuer zu fangen, klopfte er sich in aller Seelenruhe den Staub von der pechschwarzen Plattenrüstung und spazierte seinem Gegner entgegen, mitten durch den flammenden Vernichtungsstrahl. Als er sich dann schließlich direkt vor dem geschockten Magier befand, schnippte er ihm einmal gegen seine Stirn und katapultierte ihn damit in eben jenes Haus, gegen welches auch der Steppenläufer gerade fegte.

V und Co. applaudierten dem Sieger, zogen beeindruckt ihre Mundwinkel nach unten und nickten rhythmisch.
Dieser atmete wiederum gestresst aus, woraufhin sich seine finstere Rüstung in Rauch auflöste. Nun trat er in Badehose und Flipflops an die von ihm verursachte Ruine, zog den bewusstlosen Mann aus ihr heraus und näherte sich unserer Gruppe.
„Na, hat euch die Show gefallen?“, rief er ihnen schon von Weitem zu.

Erst als er näher kam, realisierten die (Un)Wonted’s seine lila Haut, den durchtrainierten, stahlharten Körper und das Paar Hörner, welches aus seiner Stirn wuchs. Während Eddy und V die Person mit gemischten Gefühlen wahrnahmen, gefiel Dicy, was sie sah.
„Na hallo, wen haben wir denn hier?“, grüßte sie.
„Ich bin Matt, Matt Dämon und wer seid ihr?“
„Das ist Eddy …“, entgegnete sie und zeigte dabei auf ihre Gefährten. „… V und das ist Nora. Ich bin Dicy, sehr erfreut.“
Dabei kam sie nicht umher, ihm ihre Hand leicht hängend entgegenzustrecken und einen kleinen Knicks zu machen.
„Die Freude ist ganz meinerseits. Was führt euch hierher?“
Zur Überraschung aller Anwesenden spielte Matt mit, ging auf die Knie und küsste sogar zärtlich, den ihm vorgehaltenen Griffel.
„Wir sind nur auf der Durchreise …“, flüsterte Dicy und ging dann einen Schritt näher an Matt heran, stellte sich auf ein Bein, zog das Andere an ihren Po und lehnte sich an seine Brust.
„… Und was treibst du in einem Nest, wie diesem?“
„Ha! Nest trifft es gut, Dicy“, lachte Matt. „Ich hab diesen Mistkerl gesucht und genau hier, in seinem Nest, gefunden. Der wird mir ein hübsches Sümmchen einbringen.“

Schlagartig stoppte Dicy jeden Verführungsversuch und schaltete zurück in den Survival-Modus. Sie nahm ein Schluck Whiskey, wechselte einen schnellen, panischen Blick mit ihren Freunden aus und schaute dann wieder in das Gesicht von Matt.
„Hahaha, ja, da bin ich mir sicher …“, kicherte sie wie jemand, der einen Witz nur dann lustig fand, wenn er versuchte, sich bei seinem Chef einzuschleimen.
„… Dann wollen wir dich mal nicht weiter aufhalten, was? Kommt schon, Leute.“
Sie legte dem Dämon zum Abschied die Hand auf die Schulter und ging an ihm vorbei. Kurz darauf passierte auch der Rest der Meute den Kopfgeldjäger.
„Mach’s gut, Kumpel, bis bald mal wieder“, verabschiedete sich Eddy.
„Genau! Und viel Erfolg beim Kopfgeld jagen, hehe“, fügte V ironisch hinzu.
Nora verbeugte sich lediglich respektvoll.
„Eine gute Reise. Lebt wohl“, sagte Matt.
Dann drehte er sich zurück zur Stadt, ging zum Saloon und zog dabei den ausgeknockten Kriminellen hinter sich her.

„Dem bist du ja ganz schön um den Hals gefallen“, bemerkte V.
„Muss am Alkohol gelegen haben.“
„Ja, am Sixpack, haha“, scherzte Eddy, kurz bevor er eine auf die Zwölf bekam.
„Seid lieber froh, dass ich mich ständig für die Informationsbeschaffung opfere! Ansonsten lägen wir jetzt vielleicht auch K. O. im Dreck, auf direktem Wege in irgendeine Zelle.“
„Oh ja, vielen Dank für deinen krankhaften Männerverschleiß!“
„Schnauze, V, nur weil dich die Frauen mit dem Arsch nicht anschauen?“
Sie nahm den frechen Magier in den Schwitzkasten und zog ihn hinter sich her.
„Ihr seid mir ja eine bunte Truppe. So lebhaft!“, freute sich Nora, die ihre Begleitung offenbar schon ins Herz geschlossen hatte und scheinbar ihren zweiten Frühling erlebte.

„Da fällt mir ein“, überrumpelte es Eddy. „Was Matt wohl zu unseren Steckbriefen sagen wird?“
„Zu den was?“, schoss es aus Dicy, welche sofort stehen blieb.
„Shit, die hatte ich ja total vergessen.“
„Fuck, das kann doch nicht euer Ernst sein!“, meckerte sie.
„Moment mal! Du bist doch auch in den Saloon gegangen und hast sie nicht gesehen!“, verteidigte sich V.
„Ich hab sie nicht gesehen! Ihr schon und habt trotzdem nicht entsprechend reagiert. Oder etwas gesagt!“
„Was sollen wir denn sagen? Unser Ziel in der Stadt war doch klar!“
„Na … ich weiß doch auch nicht … wie hoch ist es denn?“
„400 Credits für mich, 750 für dich und 2500 für unseren Schwerverbrecher da drüben.“
„Nicht schlecht“, bestätigte Dicy.
Dabei gab sie Eddy einen Fistbump und die Beiden nickten zufrieden miteinander ab.

„Ach was“, schlichtete Eddy einmal mehr. „Wir haben uns doch gut mit Matt verstanden, denkt ihr echt, er wird uns …“
Plötzlich hörte man hinter ihnen einen heran rauschenden Krawall, der schnell lauter wurde. Nach einem Moment konnte man eine Stimme aus dem Lärm entnehmen, welche zu fluchen und zu beleidigen schien.
„Ihr Lügner, ihr Fieslinge, ihr Blödiane!“, schrie ein erzürnter Dämon. „Ihr habt mich reingelegt! Und ich dachte, wir seien Freunde auf Lebenszeit!“
„Da interpretiert er aber viel in unsere …“,
„Nicht jetzt, Eddy!“, unterbrach V. „Schnapp’ dir Nora und lauf vorneweg. Lass dir von ihr den Weg zeigen. Wir verschaffen euch Zeit und kommen nach.“
„Wir können ihn doch …“
„Keine Chance, Eddy“, erklärte Dicy, die einen letzten, stärkenden Schluck Whiskey genoss. „Du hast doch gesehen wie krass der is’. Mit dem legen wir uns lieber nich’ an.“

Den Bruchteil einer Sekunde später hetzte Eddy, welcher Nora wie eine Jungfrau in Nöten in seinen Armen hielt, durch den Wald und folgte dabei ihren Anweisungen. Seine Beine glommen in einem schwachen Licht, welches ihm eine enorme Geschwindigkeit verlieh.
Kurz hinter ihm sausten Dicy und V mithilfe ihrer Flugfähigkeiten durch die Bäume und beschossen Matt mit einer Kombination aus Lasern und Pfeilen. Diese prallten allerdings einfach von ihm ab und hinterließen nicht den kleinsten Kratzer. Im Gegenteil, sie bremsten ihn nicht aus, sondern provozierten den tobenden Kopfgeldjäger nur noch mehr.
„Von wegen beste Freunde! Ihr habt mich einfach ausgenutzt!“, kreischte er.
„Was haben wir?“, wollte V wissen.
„Und du, du listiges Luder, hast einfach so mit meinen Gefühlen gespielt und mir das Herz gebrochen! Ich dachte, wir sind füreinander geschaffen!“
„Jetz’ mach mal halblang!“, schmetterte sie ihm mit geballter Faust zurück. „Das sollte höchstens ’ne schnelle Nummer …“
„Pass auf!“, unterbrach der Fancie seine Kollegin.

In letzter Sekunde gelang es ihnen dem sicheren Verbrennungstod zu entkommen. Ein purpurner Flammenstrahl, wie der, der zuvor Matt angegriffen hatte, schoss nun aus einer seiner Handflächen. Und sie wäre ihm hilflos ausgesetzt gewesen, wenn V sie nicht zur Seite gestoßen hätte.
Die Attacke war mächtig genug, alles in ihrem Wege zu zerstören. Baumkronen verschwanden restlos, nicht einmal Asche war übrig. Vögel, die nicht ausweichen konnte, wurden vom Feuer einfach verschluckt, als hätten sie nie existiert. Selbst ein Luftschiff, welches nur zufällig über den Köpfen unserer Helden entlang flog, blieb vom Ausmaß des Angriffs nicht verschont. Es leitete unfreiwillig den sofortigen Sinkflug ein und stürzte tief im Wald der Elfen ab.
„Wie weit noch?“, riefen V und Dicy panisch nach vorn.

In diesem Moment kamen Eddy und Nora gerade vor einer massiven Steinwand zum Stehen. Sie schien schlicht unüberwindbar und musste mehrere hundert Meter in die Höhe steigen. Einzig eine riesige Wurzel Yggdrasils quetschte sich in einen schmalen Tunnel, welcher in das Felsmassiv führte. Jedoch füllte sie den Gang gänzlich aus und ließ einfach keinen Platz für jemanden, geschweige denn eine Gruppe von Leuten.
„Wohin jetzt?“, wollte der junge Supie eilig wissen.
„Wir sind da“, antwortete Nora. „Das ist der Eingang zum Drachenfriedhof!“

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