The (Un)Wonted´s
-
- Kapitel 1: Anfang
- Kapitel 2: Heimat
- Kapitel 3: Veranlagung
- Kapitel 4: Prüfung
- Kapitel 5: Sparring
- Kapitel 6: The (Un)Wonted’s
- Kapitel 7: Alltag
- Kapitel 8: Auftraggeber
- Kapitel 9: Aufbruch
- Kapitel 10: Login
- Kapitel 11: Mitternachtsausflug
- Kapitel 12: Auf dem Holzweg
- Kapitel 13: Lallende Barden
- Kapitel 14: Hausfrieden
- Kapitel 15: Verfolgungsjagd
- Kapitel 16: Flucht
- Kapitel 17: Gefragt-
- Kapitel 18: -Gejagt
- Kapitel 19: Herzschmerz
- Kapitel 20: Drachenfriedhof
- Kapitel 21: Bossraum
- Kapitel 22: Manaleum
- Kapitel 23: Existenz
- Kapitel 24: Reunion
- Kapitel 25: Logout
- Kapitel 26: Purgatorium
- Kapitel 27: The (Un)Wonted’s 2.0
- Kapitel 28: Aufstrebende Auftragnehmer
- Kapitel 29: Fischwanderung
- Kapitel 30: Mi Casa Es Su Casa
- Kapitel 31: Containerfestung
- Kapitel 32: Testo-Tango
- Kapitel 33: Initiationsritus
- Kapitel 34: Undercover
Kapitel 3: Veranlagung
Prolog
Abertausende, stählerne Säulen trugen die Oberfläche Progressias und trennten damit die Menschen unten, von denen oben. Gleichzeitig dienten sie auch als Verbindungsstück zwischen den zwei Welten, da an ihnen spiralförmig Schwebebahnen rauf und runter fuhren. Sollten sie eines Tages unter dem enormen Gewicht zusammenbrechen, wird es Millionen Tode geben, egal auf welche Seite man schaut. Ironisch, nicht?
Jedenfalls saßen an diesem Morgen Eddy und V in einer der Bahnen. Während Eddy am ganzen Leib zitterte und pausenlos kalten Schweiß von seiner Stirn wischte, versank V seelenruhig in einem seiner Bücher. Sie waren auf dem Weg zum Amt für übernatürliche Aktivitäten, um offiziell ihre Eignung testen zu lassen und zu verifizieren, dass sie Teil einer Gilde sind. Was sie nicht waren.
„Du, V, w-w-was passiert, w-w-wenn man mich keiner Fraktion zuteilen k-k-kann?“
„Vermutlich wird man dir deine Lizenz entziehen und dich zukünftig als normalen Bürger Progressias ansehen.“
„U-u-und was machen d-d-die mit euch?“
„Uns wird man einer Gilde mit freien Kapazitäten für frische Absolventen zuweisen, in welcher wir dann unseren Aufgaben nachgehen.“
„W-w-wieso bist du dann s-s-so entspannt? V-v-vielleicht werden wir heute v-v-voneinander getrennt!“
„Weil ich nicht viel daran ändern könnte, selbst wenn ich so gestresst wäre, wie du.“
„A-a-ach so, d-d-da hast d-d-du wohl recht.“
Der größte Teil der Leute ließ sich zwar einer der drei Fraktionen zuteilen, die Wenigsten von Ihnen besaßen allerdings eine Lizenz. Diese verdiente man sich erst durch den erfolgreichen Abschluss an einer der Akademien und sie berechtigte die Person dazu, für eine Gilde zu arbeiten. Folglich gingen die Meisten einfachen Arbeiten nach und kümmerten sich nicht um die Angelegenheiten der Gilden und ihren Mitgliedern. Schließlich mussten sich auch die stärksten Helden von irgendetwas ernähren. Meistens. Letzten Endes profitierten sie jedoch trotzdem von der Arbeit dieser Organisationen.
Eddy und V erreichten die obere Etage und fühlten zum ersten Mal, seitdem sie gestern die Akademie verlassen hatten, die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Als sie die Bahn verließen, spürten sie einen sommerlichen Wind in ihren Haaren und nahmen einen langen, tiefen Atemzug der frischen Luft.
Unten wurde nur mit dutzenden von Scheinwerfern für Licht gesorgt, der Smog war vermutlich hochgradig giftig und es stank bestialisch. Einer der Vorteile, an die Akademie gegangen zu sein, war daher, dass man täglich mehrere Stunden oben war. Einzig Dicy beklagte sich darüber, sie war viel lieber unten. Vielleicht lag es daran, dass sie unten geboren und aufgewachsen war. Eddy und V verstanden es zumindest nicht.
„G-g-glaubst du, D-D-Dicy wird kommen?“
„Denke schon.“
V nickte daraufhin an das Eingangstor des Amtes, ohne dabei von seinem Buch aufzuschauen und deutete ganz offensichtlich auf die winkende Frau, die davor stand.
„Seit ihr Schnarchnasen auch endlich da? Hier, hab uns schon angemeldet, kann direkt losgehen.“
Dicy drückte den ausgefüllten Fragebogen, den sie im Namen ihrer Freunde bereits unterschrieb, in deren Hände und schob sie in den meterhohen Turm des Amtes.
Er war mit Abstand das höchste Gebäude des Distrikts und eine endlos scheinende Lichtsäule stieg über ihm in den Himmel. In ihm wurden alle Angelegenheiten rund um Abenteurer, Wissenschaftler oder Superhelden geklärt, die es zu klären galt. Das Amt kontrollierte die Gilden und damit auch ihre Mitglieder. Sie verdienten an jeder abgeschlossenen Mission und kannten die dunkelsten Geheimnisse der größten Persönlichkeiten. Man konnte sagen, das Amt war eine Gilde, für die alle anderen Gilden arbeiteten. Darüber hinaus waren sie verantwortlich für den Lehrplan und dessen Umsetzung an den zahlreichen Akademien auf Progressia. Und in einem ihrer hunderten Stockwerke, wurde Neulinge getestet und eingestuft. Genau in diesem Stockwerk öffneten sich gerade die Türen des Fahrstuhls, aus dem unsere Protagonisten traten.
Dicy, Eddy und V legten ihre Bögen auf den Tisch der Assistentin, welche die Drei daraufhin in einen großen Saal führte. Sie stellten sich für längs in eine Reihe und standen still. Purpurne Manafackeln sorgten für eine schaurige Beleuchtung und das Panoramafenster über ihren Köpfen ließ sie auf die zwei Zwillingsmonde Progressias schauen. In der Mitte des Raumes war ein kleines Podest, auf dem eine Kristallkugel ruhte. Dahinter standen drei Personen und diskutierten mit einer Vierten, welche auf einem Thron saß und deren Gesicht von einer Kapuze verdeckt wurde. Gelangweilt stützte sie ihren Kopf mit einer Hand.
„W-w-wer sind die?“, murmelte Eddy.
„Der im roten Anzug ist Chefingenieur und damit ranghöchster der Techies. Cid Scintia“, antwortete V.
„Aha“, räusperte sich der Mann. „Das müssten die Letzten für heute sein.“
„Die in der goldenen Uniform mit Cape ist Anführerin der Supies, Kriegskaiserin Nova.“
„Bringen wir es endlich hinter uns“, grummelte sie.
„Und der Mann im blauen Kapuzenmantel, der die Arme verschränkt, ist Erzmagister Artific, Botschafter der Fancies.“
„Mädchen, du fängst an“, befahl er.
„S-s-sind das nicht ganz schön hohe Tiere?“
„Es gibt jedenfalls nicht viele, die über Ihnen stehen.“
„Mach’ dir nich’ ins Hemd“, sagte Dicy grinsend.
Dabei packte sie sich an die rechte Schulter und kreiste den Arm enthusiastisch, als wollte sie jeden Moment abheben. Sie schlug Eddy freundschaftlich auf die Schulter und trat an die Kristallkugel.
„W-w-was passiert jetzt?“, fragte Eddy erneut leise.
„Das ist der Eignungstest“, erklärte V.
„A-a-aber …“
„Auf der Akademie benutzen sie nur einen Schnelltest. Der hier ist deutlich genauer und kann zusätzlich noch ein paar Sachen mehr.“
„A-a-ach ja?“
„Pass auf.“
Dicy legte die rechte Hand auf die Kristallkugel. Zuerst geschah nichts, dann färbte sie sich langsam rot.
„Die Farbe bestimmt deine Fraktion, soviel solltest du wissen.“
„J-ja. Rot für die Techies, blau für die Fancies und alle anderen Farben stehen für die Supies.“
„Korrekt. Die Intensität der Farbe bestimmt außerdem auch das Potenzial der Testperson.“
Das Rot in der Kristallkugel war allerdings kaum zu erkennen. Es glich eher einem längst verblasstem Rosa.
„D-d-das heißt, Dicy hat k-k-kein Talent?“
„Theoretisch schon.“
„Theoretisch?“
„Sie nahm ihre rechte Hand, die ist mechanisch. Und eine Maschine hat, an und für sich, kein Potenzial.“
„A-a-aber ist d-d-das nicht schlecht?“
„Ist es.“
„W-w-wieso …?“
„Alles Teil ihres Plans. Hoffe ich.“
Einen Wimpernschlag später stand die Person, welche eben noch im Thron saß, plötzlich neben Dicy. Jedoch ist sie die Strecke nicht gegangen. Sie war auch nicht extrem schnell. Es war viel eher so, als hätte sie einfach ihre Position verändert.
„Junges Mädchen, wir müssen hier nichts voreinander verbergen. Niemand möchte Ihnen etwas Schlechtes.“
Daraufhin legte er seine Hand auf die Kristallkugel, welche schlagartig in drei, gleichmäßig aufgeteilte Farben wechselte. Ein blau, so kräftig und tief wie das Meer, nahezu endlos. Ein rot, so stark und schimmernd, wie ein guter Tropfen Wein. Und ein gelb, welches so satt und hell wie die Sonne war.
„M-m-moment! Drei Farben?“
„Mir fällt nur eine Person ein, die …“
„Horhorhorhor“, lachte der Mann und verschluckte sich daran. „Versuch es erneut, dieses Mal mit links, bitte.“
Ohne ein weiteres Wort und lediglich den Bruchteil einer Sekunde später, saß der Mann in derselben Position, wie zuvor, in seinem Thron. Perplex und irritiert, legte Dicy nun ihre linke Hand kommentarlos auf die Kugel. Sie färbte sich wieder Rot, welches jetzt aber deutlich dunkler und voller war.
„Techie, halbwegs brauchbar. Jetzt du“, sagte der Mann im roten Anzug und zeigte auf V.
Dieser ging ohne zu zögern zum Podest und klatschte auf halbem Wege stolz mit seiner Freundin ab. Als diese bei Eddy ankam, lehnte sie sich ein Stück zu ihm.
„Schau gut hin.“
V legte beide Hände für einen Moment auf die Kugel und schob sie anschließend locker zurück in seine Hosentaschen. In der Kugel erschienen nach und nach immer mehr kleine blaue Tropfen. Erst zwei, dann drei, irgendwann waren es zehn und einen weiteren Moment später schon einhundert. Die Farbe war schwach, durchsichtig, beinahe flüchtig, so, als wäre sie gleich wieder weg. Doch sie blieb und es wurden immer mehr Tropfen.
„Fancie, möglicherweise. Wir werden sehen. Nächster!“, befahl nun Artific.
Eddy stolperte ängstlich nach vorn, wurde jedoch von V gefangen.
„Schließe die Augen, atme tief durch und glaube fest an dich“, flüsterte er lächelnd.
Dann stand er auch schon vor dem Podest. Er tat, was V ihm riet und hob seine wacklige Hand. Als er seine Augen wieder öffnete, schaute er in eine leere Kristallkugel. Zehn Sekunden später war sie noch immer leer. Nach einer Minute berührte er sie erneut. Doch es passierte nichts.
„Wollen sie unsere Zeit verschwenden?“, ermahnte Cid Scintia.
„N-n-nein, e-e-es ist n-n-nur … g-g-geht bestimmt g-g-gleich los.“
Und tatsächlich geschah etwas. Zwei klitzekleine, kreisrunde Perlen, die Eine weiß, die Andere schwarz, schwebten in der Mitte der Kugel. Sie waren so winzig, dass man sie kaum erkannte. Doch wenn man in sie hineinblickte, fürchtete man darum, sich ihn ihrer Grenzenlosigkeit zu verlieren. Irgendwie waren sie ineinander verschmolzen und gleichzeitig klar voneinander getrennt.
„Ähm, ein Supie, schätze ich?“, bemerkte Nova schulterzuckend.
„W-w-waaaaaas? I-i-ich ein S-S-Supie? D-d-das kann n-n-nicht …“
„Gut, damit ist der Eignungstest vorbei“, unterbrach Artific. „Kommen wir nun zu euren Verifizierungen.“
Eddy trat zurück in die Reihe und schaute ungläubig in seine Hände. Dicy gab dem ratlosen Jungen einen Klaps auf den Po und lächelte ihm über beide Ohren grinsend ins Gesicht.
„‘Ne Superlusche, sag’ ich doch.“
„Werte Absolventen“, meckerte Artific und klatschte dabei zweimal schnell hintereinander. „Kann es dann weitergehen?“
V ging unterdessen einen Schritt näher an Dicy heran.
„Ich hoffe, du hast einen Plan?“
„Hatte ich jemals Keinen?“
Sie schlug ihrem Freund tröstend auf die Schulter und machte sich ein weiteres Mal auf den Weg zum Podest.
„Keinen Guten“, nuschelte V in seinen nicht vorhandenen Bart.
-
- Kapitel 1: Anfang
- Kapitel 2: Heimat
- Kapitel 3: Veranlagung
- Kapitel 4: Prüfung
- Kapitel 5: Sparring
- Kapitel 6: The (Un)Wonted’s
- Kapitel 7: Alltag
- Kapitel 8: Auftraggeber
- Kapitel 9: Aufbruch
- Kapitel 10: Login
- Kapitel 11: Mitternachtsausflug
- Kapitel 12: Auf dem Holzweg
- Kapitel 13: Lallende Barden
- Kapitel 14: Hausfrieden
- Kapitel 15: Verfolgungsjagd
- Kapitel 16: Flucht
- Kapitel 17: Gefragt-
- Kapitel 18: -Gejagt
- Kapitel 19: Herzschmerz
- Kapitel 20: Drachenfriedhof
- Kapitel 21: Bossraum
- Kapitel 22: Manaleum
- Kapitel 23: Existenz
- Kapitel 24: Reunion
- Kapitel 25: Logout
- Kapitel 26: Purgatorium
- Kapitel 27: The (Un)Wonted’s 2.0
- Kapitel 28: Aufstrebende Auftragnehmer
- Kapitel 29: Fischwanderung
- Kapitel 30: Mi Casa Es Su Casa
- Kapitel 31: Containerfestung
- Kapitel 32: Testo-Tango
- Kapitel 33: Initiationsritus
- Kapitel 34: Undercover