The (Un)Wonted´s
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- Kapitel 1: Anfang
- Kapitel 2: Heimat
- Kapitel 3: Veranlagung
- Kapitel 4: Prüfung
- Kapitel 5: Sparring
- Kapitel 6: The (Un)Wonted’s
- Kapitel 7: Alltag
- Kapitel 8: Auftraggeber
- Kapitel 9: Aufbruch
- Kapitel 10: Login
- Kapitel 11: Mitternachtsausflug
- Kapitel 12: Auf dem Holzweg
- Kapitel 13: Lallende Barden
- Kapitel 14: Hausfrieden
- Kapitel 15: Verfolgungsjagd
- Kapitel 16: Flucht
- Kapitel 17: Gefragt-
- Kapitel 18: -Gejagt
- Kapitel 19: Herzschmerz
- Kapitel 20: Drachenfriedhof
- Kapitel 21: Bossraum
- Kapitel 22: Manaleum
- Kapitel 23: Existenz
- Kapitel 24: Reunion
- Kapitel 25: Logout
- Kapitel 26: Purgatorium
- Kapitel 27: The (Un)Wonted’s 2.0
- Kapitel 28: Aufstrebende Auftragnehmer
- Kapitel 29: Fischwanderung
- Kapitel 30: Mi Casa Es Su Casa
- Kapitel 31: Containerfestung
- Kapitel 32: Testo-Tango
- Kapitel 33: Initiationsritus
- Kapitel 34: Undercover
Kapitel 7: Alltag
Das Abenteuerkönigreich Fantasia
Seit dem Kampf gegen Alphons, Bastion und Gillian sind bereits einige Tage ins Land gezogen. Eddy, dessen Körper sich von seinen Verletzungen und dem Erwachen seiner Kräfte erholen musste, verbrachte diese Zeit auf der Krankenstation des Amtes.
V kam ihn täglich besuchen und zusammen versuchten sie, mehr über die mysteriösen Fähigkeiten des frisch gebackenen Supies zu erfahren. Schließlich fanden sie heraus, dass es nicht nur Ähnlichkeiten zu Mana besäße, sondern sich auch wie dieses kultivieren, verbessern und benutzen ließe. Sie nannten es Ki. Durch langwierige und anstrengende Meditationen sollte er in der Lage sein, immer mehr Ki zu speichern und letztlich zu nutzen. Natürlich musste er auch seinen Körper fit halten, damit dieser der enormen Macht standhalten könne. Ein hartes, striktes Training stand daher von nun an auf der Tagesordnung.
Außerdem vermutete V, nachdem er einen Teil von Eddys Fähigkeiten aus erster Hand gesehen hatte, dass er sich, mit genügend Kontrolle darüber, in sein Ki hüllen könne und so seine physischen Kapazitäten exponentiell steigern würde.
Zumindest in der Theorie, praktisch waren die Kräfte von Eddy nach seinem Erwachen auf ein beinahe nonexistentes Level gesunken. Die Macht, welche er gegen Alphons einsetzte, verdankte er wohl nur der explosionsartigen Freisetzung eben jener.
Dicy beschloss unterdessen im Theater Hollywood zu verweilen.
„Irgendjemand muss sich ja um die ganzen Gildenangelegenheiten kümmern, wenn ihr alle Ferien macht.“ meinte sie.
Gildenangelegenheiten bedeuteten in diesem Fall, im Foyer des Theaters ein schwarzes Brett aufzustellen, an welchem die hilfsbedürftigen Bürger Progressias ihre Bitten und Wünsche hängen konnten. Darüber hinaus schrieb sie, unter den flackernden LED-Schriftzug „Theater Hollywood“, welcher sich an der Front und über der Eingangshalle befand, „Home Of The (Un)Wonted’s“. Dafür nagelte sie Bretter aneinander, schweißte ein paar Rohre zusammen und befestigte alles mit ausreichend Panzerband.
Eigentlich hoffte sie darauf, in dieser Zeit den Boten des Amtes in Empfang nehmen zu können. Sie hatten nämlich noch keine Ahnung, was ihr Auftrag, den sie für ihre offizielle Gründung erledigen sollten, überhaupt beinhaltet.
„Sobald wir eine passende Aufgabe für euch gefunden haben, wird man euch über alles Weitere instruieren“, hieß es.
„Scheiße, is´ das ätzend“, fluchte Dicy, als sie ihre Ungeduld einmal mehr klarmachte.
Sie lag fast in ihrem Schreibtischstuhl, die Beine auf der vollen Werkbank abgelegt, eine Zigarette paffend und die Arme hinter dem Kopf verschränkt.
„Vom minütlichem Meckern bekommen wir unsere Mission auch nicht schneller“, antwortete V nüchtern.
Dabei schallte es dumpf hinter seinen Regalen hervor, so, als würde er unter einem Haufen Büchern begraben liegen.
Dann öffneten sich plötzlich die Tore des Theaters. Ein wackliger Hügel aus Büchern brach in sich zusammen, als ein Kopf aus ihm heraus schnellte. Dicy drehte sich ein paarmal mit ihrem Stuhl im Kreis, stampfte auf den Boden und bremste ruppig ab, als sie direkten Blick zum Eingang hatte. Hinter den weinroten Vorhängen trat ein junger Mann mit Verband um den Kopf hervor.
„Scheiße, Eddy, du bist’s. Man und ich dachte, wir bekommen endlich unsere Aufgabe.“ meckerte Dicy.
„Auch schön dich zu sehen.“
„Was machst du denn schon hier? Meinte der Doc nicht, dass du mindestens zwei Wochen flachliegen wirst?“ stellte V fest.
„Schon, aber heute Morgen meinten sie, ich sei fit wie ein Turnschuh.“
„Der Kampf ist vier Tage her. Du hattest mehrere gebrochene Rippen!“
„Haha, ja irgendwie schon.“ scherzte Eddy und kratzte sich dabei entlarvt am Hinterkopf. „Vielleicht hab ich ja schon mit den Meditationstechniken, die du mir empfohlen hast, angefangen. Je länger ich meditiere, umso erholter fühle ich mich.“
„Wahnsinn. Du heilst, weil du die natürliche Energie der Umgebung in dich aufnimmst. Das funktioniert aber nur, wenn es sich dabei um enorme Mengen handelt.“
„Tja, haha, wenn du das sagst.“
V war mit seinen Gedanken schon weit weg. Er versank in einem seiner Bücher und suchte scheinbar nach der Antwort einer Frage, die nur er selbst kannte.
Dicy schlich währenddessen unbemerkt an Eddy heran, nahm ihn in den Schwitzkasten und zwirbelte mit den Fingergelenken über seinen Kopf.
„Ich hab gehört, du hast Alphons lang gemacht? Wurde ja auch mal Zeit!“
„Ich weiß nicht so genau. Meine Erinnerungen vom Kampf sind recht verschwommen.“
„Na, eins kann ich dir sagen.“ grinste sie.
„Ach ja?“
„Der Pfiff schon aus dem letzten Loch, als ich mit dem fertig war.“
„Wenn, dann war er ja wohl mit dir fertig.“
„Ach, daran kannst du dich wohl erinnern, oder was?“, schrie sie.
„Danke, Dicy“, antwortete er mit ruhiger Stimme.
„Mh?“
„Für deinen ganzen, total verrückten Plan im Amt. Ohne dich wären wir Drei jetzt sicher schon …“
„Mensch, der Schlag auf den Kopf hat dich auch das Stottern vergessen lassen, was?“
„Äh, stimmt. Jetzt, wo du es sagst.“
„Vielleicht liegt’s auch an dir, wer weiß.“ lächelte sie.
Drei weitere Tage vergingen, in denen nichts Besonderes vor sich gegangen war.
Eddy verbrachte seine Tage mit diszipliniertem Training und stetem Meditieren. Die ersten Muskeln verirrten sich unter sein Bäuchlein und vor seinem inneren Auge erkannte er die Quelle seiner Kraft. Er konnte das Ki zwar noch nicht aus sich herausholen und kontrollieren, doch er begann dessen Natur zu verstehen. Außerdem verstärkte ihn die bloße Existenz schon, zumindest etwas.
V las pausenlos in seinen Büchern, erbarmte sich aber hin und wieder Eddy bei seinen Übungen zu unterstützen und zu leiten. Er werkelte an seiner Magie herum und versuchte sie auf das nächste Level zu bringen. Während Feuerzauber einfach heißer, größer und zerstörerischer gemacht wurden, musste V schon immer seinen eigenen Weg finden, sich zu verbessern.
Dicy warf unzählige, zusammengeknüllte Pläne und Blaupausen von der Bühne, da sie keine ihrer Vorstellungen erfüllten. Doch da sie sich irgendwann in die Arbeit machte, vermuteten die Anderen, dass sie doch noch eine Lösung für ihr Vorhaben fand. Sie werkelte an Robb herum, welcher die Streicheleinheiten der Schaltkreise genoss.
„Wuff, Wuff.“ ertönte es gelegentlich zwischen all dem Bohren, Schweißen, Löten und Schrauben.
Dann, genau acht Tage nach ihrem Kampf gegen Alphons, war es endlich so weit. Plötzlich stand ein Bote des Amtes in den Hallen des Theaters.
„Ähem“, räusperte er sich. „Ist hier ein gewisser Mister Vocatorem?“
Ein lauter Knall war von der Bühne zu vernehmen, als ein Kurzschluss Dicy von ihrem Stuhl fegte.
„Fuck, hast du mich vielleicht erschreckt. Noch nie was von anklopfen gehört?“
„Ich habe mehrmals geklopft, Miss. Es hat niemand …“
„V ist gleich rechts von ihnen, hinter den Regalen“, antwortete Eddy.
Er saß im Schneidersitz auf einer der Treppen, zwischen den Sitzreihen. Der Supie schwebte leicht über dem Boden und war von einer weiß-schwarzen, transparenten Kugel umhüllt. Dem Boten widmete er lediglich ein Auge, das Andere blieb geschlossen.
Genervt, unbeeindruckt und gelangweilt bahnte sich der Kurier des Amtes seinen Weg in V’s Lesehöhle. Als er vor dem Gildenmeister in spe stand, lag dieser in einem Bett aus Büchern. Blau schimmernde, wolkige Hände hielten Schriftrollen und andere literarische Werke auf Augenhöhe. Über ihm notierten weitere Hände auf leeren Seiten das, was der Bote für die Gedanken des jungen Gildenmeisters hielt.
„Legen sie unser Dokument einfach auf den Tisch, danke. Und richten sie dem Direktor liebe Grüße aus.“
V schaute dabei nicht von seinen Texten auf.
„Alles klar. Schönen Tag noch.“ verabschiedete sich der Kurier.
Als er das Theater verließ, rannten Eddy und Dicy sofort zu V.
„Meint ihr, wir haben einen guten, ersten Eindruck gemacht?“
„Klar, Eddy, du warst so cool, mit all deinem abgefahrenem Schwebe- und Lichtkram! Der hat sich in die Hosen geschissen!“
„War das nicht vielleicht etwas zu dolle? Ich befürchte eher, dass wir uns damit die Kunden vergraulen!“
„Quatsch, V! Wir müssen uns beweisen und allen zeigen, dass man uns lieber nicht unterschätzen sollte!“
„Und das soll funktionieren?“
„Na sicher! Der wird seinen Kollegen jetzt mit eingezogenem Schwanz erzählen, wie krass wir sind. Und sobald diese Typen andere Gilden besuchen, verbreitet sich die Nachricht, wie ein Laubfeuer.“
„Klingt gut“, bestätigte Eddy.
„Hosenscheißer, was glauben die wer sie sind?“ dachte der Bote. „Machen auf dicke Hose und sind noch so grün hinter den Ohren, man-man-man.“
„Seid ihr so weit?“, fragte Dicy.
„Los, mach ihn auf, Herr Gildenmeister!“
„Fang bloß nicht an, mich so zu nennen, Eddy!“
V öffnete den Briefumschlag und schaute sich den Inhalt an. Er musste nicht laut vorlesen, die Anderen kannten dieses ungläubige Gesicht.
„Was ist los?“
„Gib schon her“, fauchte Dicy.
Sie riss das Schreiben aus V’s Händen und las laut vor.
„Lieferauftrag. Schwierigkeit: E. Holt morgen Abend um 21:00 Uhr im Bierstier das Paket ab.“
„Das war’s?“
Sie drehte den Wisch ein paar Mal hin und her, in dem Versuch, versteckte Informationen auf der Rückseite zu entdecken.
„Eine Lieferung sollte nicht allzu schwierig werden, denke ich.“ analysierte V.
„Seht ihr irgendwas über unsere Belohnung? Was verdienen wir an der Geschichte? Ich will den Zaster sehen!“ redete sich Dicy, immer lauter werdend, in Rage.
„Was zur Hölle ist der Bierstier?“, wunderte sich Eddy.
„Eine steinalte Kaschemme, die schon seit Ewigkeiten ihre Gäste betrunken macht. Es gibt billiges, wässriges Bier, gepanschten Schnaps und halbwegs vernünftigen Stoff.“
Eddy und V schauten fragend in das Gesicht von Dicy.
„Also, hab ich mal irgendwo aufgeschnappt, meine ich.“
„Gut, also treffen wir morgen die Kontaktperson und akzeptieren offiziell den Auftrag.“ schlug V nach einer Weile der Diskussionen vor.
„Haben ja keine große Wahl.“
„Und zuerst will ich irgendwas über unsere Moneten hören. Für Lau machen wir überhaupt nichts. Mit so was fangen wir gar nicht erst an!“
„Ich nehme das mal als zwei Ja.“
Damit standen die frisch gegründeten (Un)Wonted’s vor ihrem ersten, hoffentlich bezahlten Auftrag, welcher gleichzeitig auch über die Zukunft der Gilde entscheiden sollte. Wird es ihnen gelingen sich zu etablieren oder werden sie scheitern, bevor es überhaupt richtig losging? Sie sollten es bald erfahren.
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- Kapitel 1: Anfang
- Kapitel 2: Heimat
- Kapitel 3: Veranlagung
- Kapitel 4: Prüfung
- Kapitel 5: Sparring
- Kapitel 6: The (Un)Wonted’s
- Kapitel 7: Alltag
- Kapitel 8: Auftraggeber
- Kapitel 9: Aufbruch
- Kapitel 10: Login
- Kapitel 11: Mitternachtsausflug
- Kapitel 12: Auf dem Holzweg
- Kapitel 13: Lallende Barden
- Kapitel 14: Hausfrieden
- Kapitel 15: Verfolgungsjagd
- Kapitel 16: Flucht
- Kapitel 17: Gefragt-
- Kapitel 18: -Gejagt
- Kapitel 19: Herzschmerz
- Kapitel 20: Drachenfriedhof
- Kapitel 21: Bossraum
- Kapitel 22: Manaleum
- Kapitel 23: Existenz
- Kapitel 24: Reunion
- Kapitel 25: Logout
- Kapitel 26: Purgatorium
- Kapitel 27: The (Un)Wonted’s 2.0
- Kapitel 28: Aufstrebende Auftragnehmer
- Kapitel 29: Fischwanderung
- Kapitel 30: Mi Casa Es Su Casa
- Kapitel 31: Containerfestung
- Kapitel 32: Testo-Tango
- Kapitel 33: Initiationsritus
- Kapitel 34: Undercover