The (Un)Wonted´s
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- Kapitel 1: Anfang
- Kapitel 2: Heimat
- Kapitel 3: Veranlagung
- Kapitel 4: Prüfung
- Kapitel 5: Sparring
- Kapitel 6: The (Un)Wonted’s
- Kapitel 7: Alltag
- Kapitel 8: Auftraggeber
- Kapitel 9: Aufbruch
- Kapitel 10: Login
- Kapitel 11: Mitternachtsausflug
- Kapitel 12: Auf dem Holzweg
- Kapitel 13: Lallende Barden
- Kapitel 14: Hausfrieden
- Kapitel 15: Verfolgungsjagd
- Kapitel 16: Flucht
- Kapitel 17: Gefragt-
- Kapitel 18: -Gejagt
- Kapitel 19: Herzschmerz
- Kapitel 20: Drachenfriedhof
- Kapitel 21: Bossraum
- Kapitel 22: Manaleum
- Kapitel 23: Existenz
- Kapitel 24: Reunion
- Kapitel 25: Logout
- Kapitel 26: Purgatorium
- Kapitel 27: The (Un)Wonted’s 2.0
- Kapitel 28: Aufstrebende Auftragnehmer
- Kapitel 29: Fischwanderung
- Kapitel 30: Mi Casa Es Su Casa
- Kapitel 31: Containerfestung
- Kapitel 32: Testo-Tango
- Kapitel 33: Initiationsritus
- Kapitel 34: Undercover
Kapitel 8: Auftraggeber
Das Abenteuerkönigreich Fantasia
Am nächsten Abend, die künstliche Beleuchtung simulierte gerade das Untergehen der Sonne, machte sich unsere Gruppe dann zum Bierstier auf. Das Lokal war lediglich zwei Blocks vom Theater Hollywood entfernt und damit locker zu Fuß zu erreichen.
Am Wegesrand lag ein Bettler im Schlamm und bat, mit Kleingeld in einer Tasse klirrend, um finanzielle Unterstützung. Auf der anderen Seite der Straße saß eine Gruppe Kleinkrimineller um einen Tisch und hauten sich abwechselnd die Messerspitze eines Plasmasäbels zwischen die Finger. Sie lachten schäbig, als sich einer von ihnen, wer hätte es ahnen können, den Daumen abschnitt.
Ein paar Schritte später offenbarte sich auch schon die Frontseite des Bierstiers. Ein Bulle mit gewaltigem, goldenem Nasenring, der sich wie ein alter, ungelenkiger Roboter bewegte, kippte ein Fass seines Bieres, das Stierbier, in sich hinein. Als sie gerade durch die Schwingtüren schreiten wollten, krachte urplötzlich eine Gruppe zwischen diesen heraus. Sie prügelten sich und fielen sogar die zwei, drei Stufen, welche zum Eingang hinaufführten, runter. Eddy wollte schlichtend dazwischen gehen, wurde allerdings von Dicy mit in die Kneipe gezogen.
„Halt dich raus, Eddy. Geht uns nichts an.“
„Aber …“
Dann ging sie zur Theke und lehnte sich rückwärts, die Ellenbogen auf dem Tresen abstützend, an ihr an.
„Lang´ nicht gesehen, Dicy.“
„Was geht ab, Terence, alles fit?“
Hinter ihr stand ein zwei Meter Hüne, der ein schwarz-weißes Fell hatte und Hufe anstatt Hände und Füße. Zwei Hörner ragten aus seinem breiten, kantigen Gesicht, mit denen er sich, selbst nach dreißig Jahren als Gastwirt, noch immer in der Deckenbeleuchtung verhedderte.
„Muuuuuuuuhss ja, nicht? Wie immer?“
„Wie immer“, nickte sie.
Unterdessen schlenderten auch Eddy und V zur Theke, während Ersterer gelegentlich zurück zum Getümmel schaute. Sie nahmen auf den zerrissenen Lederbezügen der Barhocker Platz und legten ihre Arme ebenfalls auf dem Tresen ab.
„Was darf’s für deine beiden Kumpels sein?“, fragte Terence, der gerade Dicys Bier zapfte.
„Ich hätte nichts gegen ein Gläschen Chardonnay“, antwortete V.
„Gibt’s hier Saft? Ich würde einen Apfelsaft nehmen.“
Dicy und Terence blinzelten kurz zu den Beiden, behielten ihre Gedanken allerdings für sich.
„Wer waren die Typen?“
„Kopfgeldjäger, die sich mit einigen Söldnern in die Haare gekriegt haben. Sie faselten irgendwas davon, dass ihre Zielperson bei einer ihrer Invasionen draufging und völlig pulverisiert wurde. Sie verlangten eine Entschädigung und eins kam zum Anderen, Muuuuuhhhh.“
Terence wischte mit einem schmuddeligen, alten Lappen den Tresen und stellte dreckige Becher und Gläser in die Spüle.
„Invasionen? Was sind das denn bitte für Söldner?“ wunderte sich Eddy.
„Wahnsinnig starke. Sie stammen von einer alten, Alienkriegerrasse ab und befahren seit Jahrhunderten das Weltall. Sie greifen fremde Planeten an, löschen ganze Zivilisationen aus und verkaufen den eroberten Planeten an den Höchstbietenden. Muhhhhhh.“
„Das hab ich irgendwo schon mal gehört“, überlegte Dicy und rieb sich dabei das Kinn.
„Und mit denen haben sich diese Kopfgeldjäger angelegt? Idioten …“, stellte V fest.
„Diese Vögel waren noch nie besonders erfolgreich. Quarzen von früh bis spät und verhauen ihre Aufträge. Der im blauen Anzug und der Krawatte soll zumindest ein ganz passabler Schütze sein, ist aber stinkend faul. Der alte Mann mit Halbglatze und Vollbart hat seine besten Tage längst hinter sich. Und diese Kampfpilotin frisst sich nur bei denen durch, macht selbst aber keinen Finger krumm. Muuuuhh“
„Ich glaube, die kenn’ ich“, stellte Eddy fest und kratzte sich ratlos am Hinterkopf.
„Bla, Bla, Bla.“ rülpste Dicy in verschiedenen Tonlagen. „Weswegen wir hier sind, Terence, ist dir heute Abend irgendjemand seltsames aufgefallen? Jemand, der noch nie hier war, oder so.“
„Vorhin kam ein kleines Kerlchen zu mir und meinte, er trifft sich heute mit einer Gilde. Ich soll ihnen ausrichten, dass er hier ist, meinte er. Muuuuuuuhhhh.“
„Das ist unser Mann“, bestätigte Eddy das Offensichtliche.
„Wo ist er? Wie sah er aus?“, fragte V.
„Sitzt gleich dahinten. Schwer zu sagen, wie er aussah. Sein Gesicht war irgendwie … verzerrt? Muuuuuhhh!“
„Was?“
„Egal“, unterbrach Dicy. „Schauen wir einfach selbst nach.“
Sie leerte ihren Humpen, drückte sich vom Tresen ab und ging in die Richtung, in welche Terence deutete. Eddy und V tranken ihre Getränke ebenfalls aus und folgten ihr sogleich.
„Mensch, Dicy, wusste ja nicht, dass du jetzt in ‘ner Gilde bist. Muuuuuhh“, rief Terence ihr hinterher.
„Na und ob!“, antworteten alle Drei.“
Am Tisch der Person angekommen, stellte sich diese als wirklich äußerst winzig heraus. Ihr Gesicht, welches von blauen, flackernden Bildschirmen verdeckt wurde, ragte gerade so über die Tischkante.
Dicy trampelte schweren Schrittes an den Tisch, drehte einen Stuhl auf einem Bein um die eigene Achse und setzte sich verkehrt herum darauf. Sie legte ihre Arme und ihren Kopf auf der Lehne ab und starrte ununterbrochen in das unkenntlich gemachte Gesicht ihres Gegenübers. Unterdessen nahmen auch Eddy und V, ganz normal, Platz.
„Ich schätze, ihr seid die (Un)Wonted’s?“, schallte es elektrisch, so, als wäre die Verbindung katastrophal, aus dem Fremden.
„Ja, richtig. Wir sind hier wegen …“
„Mir gefällt es nicht, wenn ich nicht in die Augen meines Geschäftspartners sehen kann“, zischte Dicy.
„Das verstehe ich. Trotzdem besteht mein Boss darauf.“
„Ist schon in Ordnung“, schlichtete V. „Gib uns einfach das Paket und sag, wo wir es hinbringen sollen. Und schon sind wir wieder weg.“
„Ganz so leicht wird es leider nicht sein, Mister Vocatorem.“
Die Person griff in ihre Kutte und holte eine Schatulle heraus, welche sie daraufhin auf den Tisch legte und langsam zu den Anderen schob.
„Nicht daran wackeln, nicht öffnen und vor allem nicht verlieren! Klar so weit?“
Eddy und V schauten auf die Schatulle und nickten. Dicys Blick hingegen lag nach wie vor auf dem Fremden.
„Wie sieht unsere Bezahlung aus?“, fragte sie.
„Es handelt sich hierbei um eine Prüfung eurer Qualifikationen. Ihr könnt nicht erwarten …“
„Gut, dann mach’ deinen Scheiß doch allein.“
Dicy stand auf und drehte sich um.
„Doch in Anbetracht der Umstände …“
Sie blieb stehen.
„… Könnten wir uns sicher auf eine entsprechende Vergütung einigen.“
Dicy trat mit einem Fuß auf den Sitz ihres Stuhles und hielt ihrem Auftraggeber den ausgestreckten Zeigefinger entgegen.
„Eintausend Credits! Eine Hälfte sofort, die Andere, sobald wir das Paket abgeliefert haben.“
„Miss Cunningham, ich bitte …“
„Du hast was von einer Prüfung unserer Qualifikationen gefaselt. Wenn wir für umsonst arbeiten, beweist es doch nur, dass wir nicht in der Lage sind, eine Gilde zu führen.“ Der Fremde atmete tief aus.
„Schön, wie sie wollen.“
Er reichte ihr die rechte Hand, welche Dicy daraufhin mit Ihrer schüttelte. Über ihrem Handschlag erschien ein transparenter Bildschirm, auf dem eine süße Animation den Geldtransfer darstellte.
Nachdem der Vorgang abgeschlossen war, klopfte Dicy ihre Hände zufrieden und siegessicher ab, drehte den Stuhl in seine eigentliche Position, setzte sich erneut und begann zu kippeln.
„Den Rest kannst du mit meinen beiden Partnern besprechen.“
Sie gab Terence ein Zeichen, welcher ihr sogleich ein neues Bier brachte.
„Ähem“, räusperte sich V. „Also, wohin damit?“
Die Person griff erneut in eine Tasche seiner Kutte und holte dieses Mal einen zusammengefalteten Zettel hervor. Diesen schob er, wie die Schatulle zuvor, über den Tisch.
„Zielort und Empfänger. Es ist egal, wann ihr ankommt, Hauptsache möglichst schnell.“
Sie stand auf und war damit auf Hüfthöhe der Anderen.
„Und seht zu, dass der Inhalt ausschließlich an eure Zielperson ausgehändigt wird!“
„Warte, Moment. An wen wenden wir uns, sobald der Auftrag erledigt ist?“, erkundigte V sich.
„Ihr erstattet dem Amt Bericht. Sie werden euch auch den Rest eurer Belohnung auszahlen. Ich muss jetzt wirklich los, viel Erfolg.“
Einige Sekunden später verschwand die kleine Gestalt, ohne dabei die Schwingtüren der Kneipe in Bewegung zu setzen. Während V den Zettel auseinander faltete, saß Eddy mit aufgerissenem Mund da.
„Dicy, das war ja der absolute Wahnsinn!“, kreischte er fast. „Das ist unser erster Sold. Was wir mit dem ganzen Geld anstellen könnten.“
„Spontan fällt mir da Saufen ein“, rülpste sie erneut.
Sie hämmerte ihren Krug auf den Tisch und rief Terence lauthals zu, dass hier drei weitere Bier benötigt werden.
„Nur im Falle ihr wollt mittrinken. Ansonsten nehm’ ich sie.“
„Manaleum und M“, murmelte V.
„Gesundheit“, sagte Eddy, der gerade den ersten Schluck Bier seines so jungen Lebens nahm.
„Das sind unsere Informationen. Manaleum und M.“
„Hä?“, Dicy zog unglaubwürdig eine Braue nach oben.“
„Manaleum und M, wie oft denn noch? Das war’s, mehr steht hier nicht. Ich kann euch nicht einmal sagen, was Zielort und was Zielperson ist.“
„Waaaas?“, schrie Eddy.
Er riss V den Zettel aus der Hand und musterte ihn von oben bis unten.
„Das kann doch nicht wahr sein! Und jetzt?“
„Jetzt heißt es wohl erst mal recherchieren“, antwortete V nüchtern, obwohl auch er eben an seinem Bier nippte.
„Können wir nicht einfach das Amt fragen, ob sie uns aufklären?“
„Ich möchte ungern während unserer ersten Mission zum Amt kriechen und um Hilfe winseln, weil wir es allein nicht auf die Reihe kriegen“, peitschte Dicy.
„Auch wieder wahr.“
„Drauf geschissen!“, brüllte sie. „Darum kümmern sich Zukunfts-Dicy, -Eddy und -V. Heute feiern wir!“
„Was denn feiern? Wir haben noch nichts …“
Dicy unterbrach V, indem sie nun gänzlich auf den Stuhl und dann auf den Tisch stieg.
„Wir feiern unseren Lohn, noch kommende Zahlungen und vor allem den Beginn unseres ersten Abenteuers!“, schrie sie noch lauter.
Die anderen Gäste drehten sich bereits zu den Dreien um, schauten grimmig drein und zückten ihre Messer.
„Sollten wir sie nicht aufhalten?“, fragte Eddy.
„Ach was, gönnen wir uns einfach diesen Moment.“
V stand ebenfalls auf und hob seinen Krug zu Dicy in die Luft.
„Auf uns! Auf die (Un)Wonted’s!“
Sie tat es ihm ohne zu zögern gleich.
„Auf die (Un)Wonted’s!“
Nun erhob sich auch Eddy, riss sein Bier gen Himmel und schrie voller Inbrunst
„Auf die (Un)Wonted’s!“
Dies war der Erste von unzähligen Alkoholexzessen und die Geburtsstunde zahlreicher, legendärer Partys.
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- Kapitel 1: Anfang
- Kapitel 2: Heimat
- Kapitel 3: Veranlagung
- Kapitel 4: Prüfung
- Kapitel 5: Sparring
- Kapitel 6: The (Un)Wonted’s
- Kapitel 7: Alltag
- Kapitel 8: Auftraggeber
- Kapitel 9: Aufbruch
- Kapitel 10: Login
- Kapitel 11: Mitternachtsausflug
- Kapitel 12: Auf dem Holzweg
- Kapitel 13: Lallende Barden
- Kapitel 14: Hausfrieden
- Kapitel 15: Verfolgungsjagd
- Kapitel 16: Flucht
- Kapitel 17: Gefragt-
- Kapitel 18: -Gejagt
- Kapitel 19: Herzschmerz
- Kapitel 20: Drachenfriedhof
- Kapitel 21: Bossraum
- Kapitel 22: Manaleum
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- Kapitel 28: Aufstrebende Auftragnehmer
- Kapitel 29: Fischwanderung
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- Kapitel 31: Containerfestung
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- Kapitel 34: Undercover